Das Haus in St. Johann: Ein Ort der Zuflucht, Erinnerung und Familie – Bewahrung einer bewegten Geschichte

Das Elias-Frank-Haus

Das Haus in St. Johann in Basel wird seit vier Generationen von der Familie Elias-Frank bewohnt und diente während und nach dem Krieg vor allem als Zufluchtsort für die Familie. Aktuell droht dem Haus der Verkauf. Die Familie möchte dies verhindern und eine Finanzierung für die Übernahme, sowie eine anschliessende öffentliche Nutzung des Hauses realisieren.

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Buddy und Erich Elias vor dem Haus in St. Johann
Herkunft: Fotosammlung Anne Frank Haus, Amsterdam.

Das 1903 erbaute Haus wurde von Erich Elias, dem Vater von Buddy Elias (Cousin von Anne Frank) und Schwager von Otto Frank, 1938 bezogen und dann kurz nach dem 2. Weltkrieg gekauft.

Seitdem lebt die Familie Elias-Frank dort.

Ab den 80er-Jahren fanden Gerti und Buddy Elias als dritte Generation ein Zuhause in diesem Haus und vermachten es später ihren beiden Söhnen Patrick und Oliver Elias. Seit dem Tod von Buddy 2015 wohnt seine Frau Gerti alleine dort. Der größte Wunsch der beiden war es immer, das Haus als Anlaufstelle für die Familie zu erhalten und das Gedenken an die bewegte Familiengeschichte und die Shoah zu bewahren. 

Nun droht dem Haus  aufgrund einer Erbregelung der Verkauf in fremde Hände. Damit würde ein Stück Weltgeschichte und Erinnerungskultur für immer verloren gehen.

Um dies zu verhindern, haben sich Gerti, Oliver und die beiden Kinder von Patrick aus erster Ehe, Hannah-Milena und Leyb-Anouk Elias dazu entschlossen, das Haus für die Familie und für die Nachwelt zu erhalten. Sie versuchen zusammen mit einer Initiativ-Gruppe eine Finanzierung für den Kauf des Hauses auf die Beine zu stellen. So kann aus dem Haus ein Ort der Erinnerung und des Lernens werden.

Basel hatte mit Buddy Elias einen berühmten Bürger und eine wichtige Symbolfigur gegen Intoleranz, Hass und Ausgrenzung. Das Haus in St. Johann steht für diese Werte und es wäre sehr im Sinne von Buddy und seiner Frau Gerti, wenn das auch in Zukunft so bliebe.

Die Familie Elias-Frank in Basel.
v.l.n.r.: Alice Frank, Buddy Elias, Stephan Elias, Leni Elias, Erich Elias
Herkunft: Fotosammlung Anne Frank Haus, Amsterdam.

Die Familie Elias-Frank

Die Familie Elias-Frank findet bis zur ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ein Zuhause in der Region um Frankfurt am Main. Mit der Machtübernahme Hitlers ist die Familie Elias-Frank, wie viele andere jüdische Familien gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Das Haus in Basel wird während und nach dem 2. Weltkrieg ein wichtiger Zufluchtsort für die Familie. Auch andere jüdische Vertriebene, die in der Schweiz auf eine Ausreise warten, werden durch die Familie Elias von dort aus unterstützt.

Die Geschwister Otto, Leni, Robert und Herbert Frank
Herkunft: Fotosammlung Anne Frank Haus, Amsterdam.

Die Vorfahren der Familie Frank leben seit dem 17. Jahrhundert in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main in der Judengasse. Doch erst als Alice, eine geborene Stern, im Jahr 1886 Michael Frank heiratet, taucht der Name Frank in der Familiengeschichte auf. Die beiden haben vier Kinder: Robert (*1886), Otto (*1889), Herbert (*1891) und Helene (Leni *1893).

Leni heiratet im Jahr 1921 Erich Elias (*1890), der als Teilhaber im Bankhaus ihres Vaters Michael Frank arbeitet. In den Wirtschaftskrisenjahren kommt auch das Bankhaus Michael Frank in Schwierigkeiten und Erich Elias entschliesst sich 1929 nach Basel zu gehen, um dort eine Niederlassung der Pomosin/Opekta-Werke (Geliermittel-Unternehmen) aufzubauen. 1931/1932 folgt ihm Leni mit den beiden Söhnen Stephan und Bernhard (Buddy). 1933 folgt schliesslich auch Lenis Mutter Alice. Ab 1938 bewohnt die gesamte Familie das Haus in St. Johann, welches 1903 als Reiheneckhaus im Jugendstil erbaut worden war.

Doch auch in der Schweiz wird es für Erich Elias als Jude immer schwieriger zu leben und zu arbeiten. Die Firma besteht auf eine rein arische Vertretung im Vorstand und so wird er stattdessen gezwungen, in einem Labor einer Pomosin-Filiale in Zürich zu arbeiten.

Stammbaum der Familie Elias-Frank

Otto Frank kommt ebenfalls mit Edith und den beiden Töchtern Margot und Anne Frank einige Male die Familie in Basel besuchen, was nach Ausbruch des 2. Weltkrieges nicht mehr möglich ist. Otto Frank hat auf Betreiben von Erich Elias ebenfalls eine Opekta-Vertretung in den Niederlanden übernommen und ist mit der Familie nach Amsterdam gezogen.


Die letzte Nachricht aus Amsterdam trifft in Basel im Juli 1942 ein, mit einem versteckten Hinweis auf das Untertauchen der Franks. Es dauert drei Jahre, bis Otto 1945 wieder ein Lebenszeichen übermittelt. Nach und nach erfährt die Familie von der schrecklichen Ermordung seiner Frau Edith in Auschwitz-Birkenau und der beiden Kinder Margot und Anne im KZ Bergen-Belsen.

Erst an Neujahr 1946 sehen sich die Familienmitglieder im Haus in Basel wieder. Hier entsteht in Absprache mit allen Familienmitgliedern die Idee, Anne Franks Tagebücher zu veröffentlichen und 1952 zieht Otto in die Dachkammer des Hauses ein. Ebenfalls erst in diesem Jahr erhalten Leni und Erich Elias, nach vielen bürokratischen Hürden und als sie bereits 23 Jahre in der Schweiz leben, die Schweizer Staatsbürgerschaft.

1986 übernimmt Gerti Elias, die Frau von Buddy Elias, das Antiquitätengeschäft in der Spalenvorstadt, nachdem Leni mit 92 Jahren in das jüdische Altersheim nach Riehen gezogen ist. Von da an wird das Haus von der nächsten Generation, von Buddy, Gerti und den beiden Söhnen Patrick und Oliver bewohnt; Gerti Elias bewohnt es bis zum heutigen Tag.

Über all die Jahre blieb das Haus in Basel für die Familie immer ein Ort des Nach-Hause-Kommens und des Austauschs. Dies gilt bis heute auch für die jüngste Generation, für Leyb-Anouk und Hannah-Milena Elias.

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